Hunde vegetarisch oder vegan ernähren: Kann das funktionieren?
Vegetarische und vegane Ernährung ist nicht einfach nur ein Trend: Sie ist gut fürs Klima, regt uns dazu an, unsere Koch- und Essgewohnheiten neu zu denken – und für viele ist sie auch aus Gründen des Tierschutzes eine Frage der Überzeugung. Kein Wunder also, dass immer mehr Tierfreund*innen, die ihren eigenen Fleischkonsum längst reduziert haben, sich nun die Frage stellen, ob vielleicht auch ihre Hunde mit einer Umstellung auf eine weniger fleischlastige Ernährung einen kleinen Beitrag zum Tier- und Umweltschutz leisten könnten.
Doch darüber, wie bedarfsgerecht eine solche Ernährung für Hunde ist, scheiden sich die Geister – und bringen verantwortungsbewusste Hundebesitzer*innen in Entscheidungsschwierigkeiten. Denn schließlich steht das Wohl ihres Lieblings an erster Stelle. Lässt sich das überhaupt mit einer weitgehenden fleischfreien Hundeernährung vereinbaren?
In diesem Artikel zeigen wir dir, ob und wie bedarfsgerecht und gesund es ist, deinen Hund weitgehend vegetarisch oder vegan zu ernähren, und worauf du achten solltest, wenn du den Fleischkonsum deines Vierbeiners ein bisschen reduzieren möchtest.
Wie gesund ist vegetarische oder vegane Hundeernährung?
In Sachen Hundefutter gilt: Auf die richtige Mischung kommt es an, denn was die richtige Ernährung für Hunde ausmacht, sind nicht die Komponenten wie Fleisch als solches, sondern die darin enthaltene Nährstoffkombination und die Verbindung mit weiteren Futterbestandteilen. Neben Proteinen und gesunden Fetten benötigen Hunde für ein langes, gesundes Leben auch sogenannte Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralien sowie Kohlenhydrate – und zwar im richtigen Mischungsverhältnis.
Fleisch enthält einige dieser Nährstoffe, aber für eine ausgewogene Ernährung braucht es für Hunde, die eine vergleichsweise viel geringere Futtermenge zu sich nehmen als ihre wilden Vorfahren, eine besonders ausgewogen nährstoffreiche Kost. Und das durchaus auch in Form einer Portion pflanzlicher Inhaltsstoffe.
Wichtig zu beachten ist nichtsdestotrotz, dass einige Hunde empfindlich auf bestimmte pflanzliche Eiweißquellen reagieren. So sind Sojabohnen und Bohnen giftig für alle Hunde, wenn du sie nicht kochst, und selbst Erbsen können deinem Vierbeiner ungekocht Verdauungsproblemen bescheren. Doch auch bei einer Ernährung mit einem überwiegenden Anteil an Fleisch kann dein Hund mit Proteinen überversorgt werden, was im schlimmsten Fall zu Leber- und Nierenschäden deines Lieblings führen kann.
Wer seinen Hund nach der BARF-Methode (kurz für „bones and raw foods“), also eher fleischlastig ernährt, sollte daher auch regelmäßig Gemüse- und Getreideflocken in den Napf mischen. Ob sich dieses System auch so umkehren lässt, dass eine vegane Hundeernährung entsteht, die alle nur im Fleisch ausreichend enthaltenen Nährstoffe über Zusätze ausgleichen kann, ist bislang noch nicht gut erforscht. Allerdings gibt es Studien, die darauf hindeuten, dass gewisse gesundheitliche Probleme wie Herzmuskelerkrankungen mit einer vollständig veganen oder vegetarischen Hundeernährung korrelieren könnten.
Eines wissen erfahrene Hundehalter*innen schon heute: Hunde reagieren sensibel auf Futterwechsel. Eine plötzliche Ernährungsumstellung macht sich schnell durch Verdauungsprobleme wie Durchfall oder auch durch struppiges Fell bemerkbar.
Gerade auch für ältere Hunde, die seit vielen Jahren eine fleischlastige Diät gewohnt sind, ist es wichtig, zur Vermeidung von Nierenschäden auf eine weniger fleischhaltige Ernährung umzusteigen. Bei allen Hund gilt es dabei jedoch, die Ernährung langsam und Stück für Stück vollständig auf einen höheren pflanzlichen Anteil umstellen. Dies gilt auch, wenn man zwar der Umwelt den Gefallen tun möchte, weniger Fleisch zu konsumieren, zugleich aber Restzweifel daran bestehen, ob die fleischfreie Ernährung dem vierbeinigen Liebling wirklich guttut.
Tipp: Stärkehaltige Lebensmittel wie Getreide und Kartoffeln werden von den meisten Hunden problemlos verdaut und sind eine gesunde Energiequelle für deinen Vierbeiner. Sie gelten daher als eine hervorragende Ergänzung einer fleischhaltigen Ernährung und können dem Futter beigemischt werden. So wird nicht nur der Fleischanteil reduziert, sondern du setzt zugleich ein Futtermittel mit besserer Ökobilanz ein. Wichtig hierbei ist jedoch das richtige Verhältnis, sonst läuft dein Hund Gefahr, dass er nicht mehr die Nährstoffe bekommt, die er braucht. Sprich dich hierzu im Vorfeld also unbedingt mit Fachtierärzt*innen für Hundeernährung ab.
Giftiges Gemüse und besondere Bedürfnisse: Was muss ich bei der vegetarischen oder veganen Hundeernährung beachten?
Wenn du deinen Hund zu einem größeren Anteil als zuvor vegetarisch oder vegan ernähren möchtest, lohnt es sich, zumindest für den Anfang innerhalb eines langsamen Wechsels auf veganes Nass- und Trockenfutter aus dem Handel zurückzugreifen: So hast du eine zuverlässige Grundlage, die es dir ermöglicht, dich nach und nach an frische Zutaten heranzutasten. Möchtest du dein vegetarisches oder veganes Hundefutter auf lange Sicht selbst herstellen, ist nämlich gründliche Recherche angesagt, denn nicht alle Obst- und Gemüsesorten sind für deinen Hund gesundheitlich unbedenklich.
So sind zum Beispiel Zwiebeln, Weintrauben und übrigens auch die Avocado, die manchem veganen Gericht die gesunden Fettsäuren verleiht, für Hunde hochgradig giftig. Bei anderen, wie den bereits erwähnten Sojabohnen, ist wiederum die Zubereitungsform ausschlaggebend: Während beispielsweise gekochte Paprika unbedenklich ist, kann rohe – insbesondere unreife grüne – Paprika deinem Vierbeiner Erbrechen und Durchfall bescheren. Und als wäre das alles noch nicht kompliziert genug, gilt es dann auch noch individuelle Vorerkrankungen in die Essensplanung einzubeziehen.
Neigt dein Hund etwa zu Blasensteinen, solltest du ihm besser weder Rote Beete noch Spinat ins Futter mischen: Diese Gemüsesorten sind besonders reich an Oxalsäure, die das Wachstum der schmerzhaften Steine begünstigt. In diesem Fall ist grundsätzlich eine gründlich ausgearbeitete Diät eines Fachtierarztes oder einer Fachtierärztin notwendig.
Um sicherzugehen, dass du alle giftigen Obst- und Gemüsesorten aussortiert und die individuellen Bedürfnisse deines Hundes gut im Blick hast, besprichst du deine Einkaufsliste für vegetarisches Hundefutter daher am besten auch im Voraus mit deinem Tierarzt oder deiner Tierärztin.
So sorgst du für einen ausgewogenen Futternapf
Ob BARF-Diät, veganes Hundefutter oder entspannter Mittelweg: Die Hauptsache ist, dass es deinem Hund gut geht – und dass es ihm schmeckt. Wie wir alle wissen, haben viele Tiere eine ganz klare Vorstellung davon, was in ihren Napf gehört und was nicht. Sie davon zu überzeugen, unbekanntem Futter eine Chance zu geben, kann ein wenig Geduld und Kreativität erfordern.
Für den Start ist eine bedarfsgerechte und langsame Umstellung auf eine weniger fleischlastige Hundeernährung daher schon ein großer Schritt – für dich und auch für deinen Liebling auf vier Pfoten.