Zahnpflege beim Hund: Tägliche Routine für deinen Liebling
Die Zahnpflege beim Hund gehört zu den Aufgaben eines Hundehalters, die zur täglichen Routine werden sollten. Wer hier schludert, setzt seinen Liebling unnötigen Risiken und schmerzhaften Beschwerden aus, die sich ganz einfach vermeiden lassen.
In diesem Artikel erfährst du, warum die Zahnpflege bei deinem Hund so wichtig ist, wie du die Zähne deines Hundes schön sauber bekommst und warum Kausnacks die Zahnpflege aktiv unterstützen können.
Folgenreiche Entscheidung
Als sich der erste Wolf vor rund 15.000 Jahren vorsichtig einer kleinen Menschensiedlung genähert und die merkwürdigen Gestalten betrachtet hat, die es sich im Schein eines Feuers gutgehen ließen, mag er sich gedacht haben: “Mir ist kalt und ich habe Hunger. Die haben ein warmes Feuer und Essensreste. Vielleicht wage ich mich einmal näher heran?”
Eine folgenreiche Entscheidung – und der erste Schritt in die wohl engste Freundschaft zwischen zwei Spezies auf diesem Planeten.
Diese besondere Verbindung zwischen Mensch und Hund sorgte für weitreichende Veränderungen. So erreichen Hunde oft ein stolzes Alter von 16 Jahren und werden damit fast doppelt so alt wie ihre wölfischen Vorfahren – sehr zu unserer Freude.
Die längere Lebensspanne bringt jedoch ganz natürlich auch die eine oder andere Beschwerde mit sich. Eine davon: Mehr als zwei Drittel aller erwachsenen Hunde leiden an Zahnproblemen.
Auch die Genetik kann in dieser Hinsicht eine Rolle spielen, zu dentalen Schwierigkeiten trägt aber auch die Hundezucht bei. Vor allem bei kleinen und kurzköpfigen Rassen stehen die Zähne oft schief und gedrungen, dass sich viel eher Essensreste einlagern und zu schmerzhaften Folgen führen können.
Parodontitis – Volkskrankheit unter Hunden
Es ist vor allem Parodontitis, die unseren heutigen Stubenwölfen zu schaffen macht. Experten der Deutschen Gesellschaft für Tierzahnheilkunde haben in Studien herausgefunden, dass über 80 Prozent aller erwachsenen Hunde an dieser chronischen Entzündung des Zahnhalteapparates leiden. Eine Parodontitis kann nicht nur besonders schmerzhaft sein und im weiteren Verlauf zum Zahnverlust führen. Die Entzündung kann auch auf weiteres Gewebe und über den Blutkreislauf sogar auf weitere Organe übergehen.
Schuld ist mangelnde Zahnpflege beim Hund
Eine Parodontitis beginnt zunächst ganz harmlos und in Form von Essensresten, die nach dem Fressen zwischen den 42 Zähnen unserer Hunde hängenbleiben. Diese bilden in der warmen und feuchten Maulhöhle den perfekten Nährboden für Bakterien, die sich in hohem Tempo vermehren und sich als Zahnbelag oder Plaque über die Zähne legen.
Wird dieser Belag nicht mit einer regelmäßigen Zahnpflege entfernt, lagern sich Mineralien aus dem Speichel des Hundes in der Plaque ab und verhärten mit der Zeit. Dann spricht man von Zahnstein. Du erkennst ihn als festen, braunen Belag, der sich insbesondere an den hinteren Backenzähnen deines Hundes, aber auch an seinen Eckzähnen bilden kann.
Gingivitis – schmerzhafte Zahnfleischentzündung
Zahnstein ist nicht nur unschön, er bildet aufgrund seiner rauen Oberfläche auch perfekte Siedlungsbedingungen für weitere Bakterien, mehr Plaque und die nächste Schicht an Zahnstein. Darüber hinaus greifen die Plaque-Bakterien auch das Zahnfleisch an, wodurch sich dieses entzünden kann.
Eine Zahnfleischentzündung, die von Fachleuten Gingivitis genannt wird, ist schmerzhaft und verursacht einen unangenehmen Maulgeruch. Wird sie nicht behandelt, kann sie sich zu einer Parodontitis ausbilden, also einer chronischen Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates, die sich bis auf die Kieferknochen ausweiten kann.
Wie erkenne ich, ob mein Hund Parodontitis hat?
Obwohl mehr als 80 Prozent der erwachsenen Hunde an Zahn- beziehungsweise Maulproblemen leiden, wissen nur rund 20 Prozent der Besitzer von diesen Problemen. In den meisten Fällen bleibt eine Parodontitis lange Zeit unbemerkt, weil Herrchen oder Frauchen die Zeichen nicht zu deuten wussten.
Das ist allerdings auch nicht immer ganz einfach. Häufige Symptome wie ein Nachlassen des Spieltriebes, ein erhöhtes Schlafbedürfnis oder eine allgemeine Lustlosigkeit und Antriebsschwäche sind nicht nur sehr subtil, sondern werden gerne auch auf das Alter des Hundes geschoben. Offensichtlicher ist da schon der unangenehme Maulgeruch, der bei den meisten betroffenen Hunden auftritt.
Darüber hinaus sind Hunde Weltmeister im Vertuschen von Schmerzen. Wenn es nicht gerade ein gebrochener Knochen oder eine klaffende Wunde ist, lassen es sich viele Hunde nicht anmerken, wenn etwas weh tut.
Daher ist auch das Argument “Aber er frisst doch noch sehr gut!” leider kein Beweis für eine gesunde und schmerzfreie Maulhöhle. Denn wer nicht frisst, überlebt nicht. Das weiß jeder Hund.
Mein Hund hat Parodontitis – was kann ich tun?
Wenn du die Vermutung hast, dass sich trotz regelmäßiger Zahnpflege bei deinem Hund Zahnstein oder gar Parodontitis gebildet hat, solltest du mit deinem Liebling zum Tierarzt gehen. Mit einer Zahnbürste ist dem Problem dann nicht mehr beizukommen und es bedarf einer professionellen Zahnreinigung.
Dabei wird Plaque und Zahnstein entfernt, Zahnzwischenräume und eventuelle Zahntaschen gereinigt, bevor die Zähne anschließend einer Politur unterzogen werden. In schwerwiegenden Fällen müssen besonders lockere oder schmerzhafte Zähne gezogen werden.
Das alles ist nur unter Vollnarkose möglich und die sollten wir unseren Hunden ersparen, wann immer wir können. Das geht am besten, wenn du die Zahnpflege bei deinem Hund zur täglichen Routine werden lässt.
Zahnhygiene beim Hund – wie geht das?
Wer die Zahnpflege beim Hund ernst nehmen möchte, wird um das regelmäßige Zähneputzen nicht herumkommen. Ideal wäre es die Beißerchen jeden Tag zu schrubben, um die Entstehung von Zahnstein effektiv zu verringern. Wenn das zeitlich nicht drin ist, solltest du aber den Belägen mindestens ein- bis zweimal pro Woche zu Leibe rücken.
Am einfachsten ist es, mit dem Zähneputzen bereits im Welpenalter zu beginnen und den Hund langsam und spielerisch an das seltsame Gefühl im Maul zu gewöhnen. Menschliche Zahnpasta ist dabei übrigens tabu. Das enthaltene Fluorid kann für Hunde schädlich sein. Es gibt speziell für sie entwickelte Zahnpasten, die oft mit einem leckeren Geschmack wie Leberwurst oder Geflügel versehen sind, weswegen den meisten Hunden das Zähneputzen gefällt.
Für die Zahnpflege beim Hund eignet sich eine herkömmliche Zahnbürste genauso wie ein spezieller Fingerling mit Noppen. Darüber hinaus gibt es eigens für Hunde hergestellte Zahnbürsten mit zwei Köpfen. Probiere einfach aus, was am besten klappt. Die Zahnpasta-Reste müssen übrigens nicht ausgespült werden.
Ist der Hund bereits älter, solltest du vor dem ersten Zähneputzen einen Tierarzt in die Maulhöhle schauen lassen, um sicherzustellen, dass nicht bereits schmerzhafte Entzündungen vorliegen.
Als artgerechte Ergänzung zum regelmäßigen Zähneputzen bei deinem Hund gibt es noch eine weitere Art, wie du seine Zahngesundheit fördern kannst – und ihm garantiert eine Freude bereitest: mit dem regelmäßigen Verfüttern von Kausnacks.
Sie unterstützen die Zahnpflege beim Hund auf natürliche Weise. Besonders geeignet sind härtere Kausnacks wie Kopfhaut und Sehnen oder Snacks mit unregelmäßiger Struktur, zum Beispiel geflochtene Kauzöpfe oder gedrehte Büffelhaut. An diesen hat dein Hund länger zu kauen und sie sorgen so für einen mechanischen Abrieb, der bei jeder Kaubewegung deines Hundes Beläge auf seinen Zähnen entfernt.
Wichtig ist hierbei jedoch, dass die meisten Hunde nur auf ihren Backenzähnen kauen. Entsprechend ist das zusätzliche Zähneputzen ein Muss, um auch die Schneide- und Eckzähne deines Lieblings zu pflegen. Und auch hier gilt: Ältere Hunde, die bereits an Problemen in der Maulhöhle leiden, sollten keine harten Kausnacks erhalten. Diese können beim Kauen sehr schmerzhaft sein und unter Umständen sogar Verletzungen verursachen.
Zahnpflege für ein langes Leben
Unser Ur-Hund hätte sich vor 20.000 Jahren vermutlich vehement gegen eine intensive Zahnpflege gesträubt und nach der ersten Behandlung den Menschen auf ewig den Rücken gekehrt. Wir können unseren Vorfahren also dankbar sein, dass sie ihm die nötige Zeit gelassen haben, um irgendwann der beste Freund des Menschen zu werden.
Gleichzeitig müssen wir aber unserer Verantwortung als Besitzer nachkommen und die Zahnpflege unserer Hunde an die veränderten Lebens- und Ernährungsumstände anpassen. So ermöglichst du deinem vierbeinigen Liebling ein langes und schmerzfreies Leben an deiner Seite – mit gesundem Zahnfleisch und blitzenden Beißern.
Quelle: „Management der Parodontitis beim Hund – ein Update für die Praxis“ von Martin Florian Buck, erschienen in der Fachzeitschrift veterinärSPIEGEL 2015; 3: S. 124–129.